24.11.2019
Poulenc, Francis
Gloria
Bernstein, Leonard
Chichester Psalms
Rutter, John
Magnificat
Originell, vielschichtig, begeisternd: moderne geistliche Chormusik im Konzert
Städtischer Musikverein Gütersloh und Domkantorei Paderborn mit Werken von Poulenc, Bernstein und Rutter
Wer Gott ein Loblied singen möchte, kann aus einer Fülle von Kompositionen schöpfen. Drei Werke der modernen Klassik hat Thomas Berning aus dieser Vielfalt für ein Gemeinschaftsprojekt des Städtischen Musikvereins Gütersloh und der Domkantorei Paderborn ausgesucht: das „Gloria“ von Francis Poulenc (1899–1963), die „Chichester Psalms“ von Leonard Bernstein (1918–1990) und John Rutters (*1945) „Magnificat“. Alle drei Komponisten verbindet die Genialität, Populäres mit Tiefgang zu schaffen. Kurz gesagt: Kirchenmusik, die begeistert.
Inspiriert von Fußball spielenden Mönchen
Mit dem „Gloria in G-Dur“ von Francis Poulenc steht ein feierliches, unbeschwert-beschwingtes, ja sogar etwas keckes Werk von expressionistischer Farbenfülle am Anfang des Programms. Versierter Melodiker, raffinierter Rhythmiker und origineller Harmoniker, der er war, verleiht Poulenc seinem Spätwerk ebenso gekonnt wie wirkungssicher mittels eingängiger Wechselgesänge, flammender Orchesterfarben und schwingender Rhythmen Temperament und Leidenschaft. Ingredienzien, die zudem Poulencs unkonventionelle Auffassung von Religion sowie seinen einzigartigen Humor im Umgang mit der Liturgie widerspiegeln. „Skandalös“ hieß es nach der Pariser Uraufführung im Jahr 1961 – sorgten etwa die „französische“ Deklamation des lateinischen Textes, die systematische Endsilben-Betonung sowie häufig steigende Schlussintervalle für Irritationen. „Ich dachte dabei lediglich an die Fresken von Gozzoli, wo die Engel die Zunge herausstrecken, und an die frommen Benediktinermönche, denen ich einmal beim Fußballspiel zusah“, soll der erstaunte Poulenc, Meister scheinbarer Leichtigkeit und verborgener Tiefe, geäußert haben.
Vision einer besseren Welt
Wohl jeder kennt ihn als Komponist der „West Side Story“: Leonard Bernstein. Das Konzert des Städtischen Musikvereins Gütersloh indes stellt einen anderen „Lenny“ vor – einen Komponisten, der hebräische Texte mit geradezu alttestamentarischer Wucht vertonte, der aber genauso für die Freuden des Glaubens die passenden Klänge fand. So etwa in den 1965 uraufgeführten „Chichester Psalms“. Diese 20-minütige Psalmenvertonung mit ihren hebräischen Originaltexten, den unwiderstehlichen chassidischen Tanzrhythmen, den vertrackten Taktarten wie Sieben- oder Zehnviertel sowie manch harmonischer Überraschung sind bis heute eines seiner meistaufgeführten Werke. Den Hörer erwartet ein extrem vielschichtiges Werk, das zunächst sperrig scheint, dann aber in die Glieder fährt. Nicht zuletzt sicherlich wegen der anrührenden Friedensvision, mit der es, den 133. Psalm zitierend, endet: „Siehe, wie fein und lieblich ist’s, dass Brüder einträchtig beieinander wohnen!“
Maria groovt
Unverkennbar publikumswirksam verbindet John Rutter in seinem „Magnificat“ (uraufgeführt 1991) Stile und Genres. Auf überraschend frische Art begegnet Filmmusik Gregorianik oder Pop trifft auf Musical. Nicht zu vergessen die Lebensfreude versprühenden lateinamerikanischen Anklänge. Reich an originellen Stimmungs- und Farbwechseln, gibt Rutters enorm großer melodischer Erfindungsreichtum der Musik suggestive Kraft. Wirbelnde Pauken, Bläserglanz, eine leidenschaftliche Latino-Fuge, entrückte Zartheit und anrührende Gefühlswärme werden zu einem vielstimmigen Lob an den Schöpfer gebündelt und verschmelzen zu einer beeindruckenden, vollkommen neuartigen Interpretation des Lobgesangs der Maria.
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Mitwirkende sind Siri Karoline Thornhill (Sopran), Kolja Maria Berning (Knabensopran), der Chor des Städtischen Musikvereins Gütersloh, die Domkantorei Paderborn und Herrenstimmen des Paderborner Domchores. Die Nordwestdeutsche Philharmonie Herford spielt unter der Leitung von Thomas Berning. Ein Einführungsvortrag um 17.15 Uhr im Foyer der Stadthalle vermittelt Wissenswertes rund um die drei Werke und stimmt auf den Abend ein.
Zu hören ist das Konzert gleich zweimal: am Sonntag, 24. November um 18 Uhr in der Stadthalle Gütersloh sowie am Montag, 25. November um 19.30 Uhr im Hohen Dom zu Paderborn.
Eintrittskarten
zum Preis von 30, 25, 20, 10 Euro gibt es ab Freitag, 18. Oktober bei der Gütersloh Marketing GmbH (Berliner Straße 63, 33330 Gütersloh, Tel. 05241/21136-36). Schüler und Studierende erhalten gegen Vorlage eines gültigen Schüler- bzw. Studentenausweises eine Ermäßigung von sechs Euro. An der Abendkasse haben Schüler bis zu einem Alter von 18 Jahren freien Eintritt. Für das Konzert in Paderborn hält das Paderborner Ticket-Center (Marienplatz 2a, 33098 Paderborn, Tel. 05251/299750) Karten zum Preis zwischen 10 und 30 Euro bereit.
DATUM
24.11.2019
ORT
Stadthalle Gütersloh
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LEITUNG
Thomas Berning
AUFFÜHRENDE
Chor Städt. Musikverein Gütersloh
Nordwestdeutsche Philharmonie
SOLISTEN
Sopran:
Siri Karoline Thornhill
Knabenstimme:
Kolja Maria Berning
Diverse:
Domkantorei Paderborn Herrenstimmen des Paderborner Domchores