22.11.2022
Johannes Brahms
Ein deutsches Requiem
Vier ernste Gesänge
„Selig sind, die da Leid tragen“
Städtischer Musikverein Gütersloh singt „Ein Deutsches Requiem“ von Johannes Brahms
Gütersloh. Manchmal sind es die leisen Töne, die das lauteste Echo hervorrufen. „Ein Deutsches Requiem“ von Johannes Brahms ist ein solches Werk voller stiller Größe. Was es indes trotz seines Namens ganz sicher nicht ist – kirchlich-liturgische Musik im klassischen Sinne, die lauthals Glaubenssätze und Todesdrohungen verkündet. So wird der Hörer in Brahms’ „Requiem“ ins bodenlose stürzenden „Dies-irae“-Schreie vergeblich suchen. Gleichermaßen fehlt das theatralisch auskomponierte Grauen eines Schreckensszenarios des Jüngsten Gerichts. Und auch die Fürbitten des weihrauch-geschwängerten Ritus’ der katholischen Liturgie kommen nicht vor. Ja, noch nicht einmal das lateinische Wort „Requiem“ selbst. Ebenso wenig Christus, der Erlöser.
Klanggewaltig und unvergleichlich zartfühlend
Weder Messe noch Kantate oder Oratorium, sondern ein überkonfessionelles Werk, das auf Basis frei gewählter Ausschnitte aus der Luther-Bibel um den grundlegenden Dualismus von Leben und Tod, Trauer und Trost kreist, ist dieses Opus 45: Statt die Toten zu beklagen, tröstet es die Lebenden. Brahms’ Thema ist die Vergegenwärtigung unserer Vergänglichkeit, die Bedeutung des Todes und der Trauer, aber auch deren Überwindung – der Blick bleibt dem Leben zugewandt. Zuweilen mit wuchtig strömender chorsinfonischen Klangmacht, doch in seiner Gesamtheit unvergleichlich sensibel und zartfühlend, versteht es Brahms zu Herzen gehend zu zeigen, dass es die Lebenden, die Hinterbliebenen sind, denen es Trost zu spenden gilt – schon gleich in den allerersten Takten des Werkes, wenn in das fast unhörbare Pochen der Pauken beschwörend der Chor einsetzt: „Selig sind, die da Leid tragen …“
Eine zuinnerst humane Botschaft des Trostes
Besser als Clara Schumann (1819–1896) kann man den tröstlichen Gesamtcharakter, der dieses zutiefst humanistische Werk ausmacht, wohl kaum ausdrücken: „Es ist ein ganz gewaltiges Stück, ergreift den ganzen Menschen in einer Weise, wie wenig anderes. Der tiefe Ernst, vereint mit allem Zauber der Poesie, wirkt wunderbar, erschütternd und besänftigend.“ Dies ihren Hörern erfahrbar zu machen, Schmerz, Hoffnung und Trost zu einem einzigen Klang zu verdichten, ist den Sängerinnen und Sängern des Städtischen Musikvereins Gütersloh unter der Leitung von Thomas Berning ein Anliegen. Kunstvoll verwoben in die musikalische Gesamtarchitektur sind die beiden Solisten Annabelle Pichler (Sopran) und Martin-Jan Nijhof (Bariton). Es musiziert die Nordwestdeutsche Philharmonie.
Lieder von Schmerz und Verlust
Ein Requiem in Liedform sind die den Konzertabend einleitenden „Vier ernsten Gesänge op. 121“ aus dem Jahr 1896. Auch in ihnen setzt sich Johannes Brahms mit Existenziellem auseinander: Die ersten drei Lieder mit Worten aus dem Alten Testament thematisieren den Tod und die Vergänglichkeit des Lebens, während das vierte Lied sich mit Glaube, Liebe und Hoffnung beschäftigt.
Eintrittskarten für das Konzert, das am 20. November um 18 Uhr in der Stadthalle Gütersloh beginnt, kosten 10, 20, 25 und 30 Euro. Sie sind erhältlich bei der Gütersloh Marketing GmbH (Tickethotline 05241-2113636), online im Webshop der Stadthalle sowie an der Abendkasse. Schüler und Studierende erhalten eine Ermäßigung von 6 Euro. An der Abendkasse haben Schüler bis zu einem Alter von 18 Jahren gegen Vorlage eines gültigen Schüler- bzw. Studentenausweises freien Eintritt. Für den Konzertbesuch gilt die am Tag der Veranstaltung aktuelle Coronaschutzverordnung des Landes NRW. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage des Städtischen Musikvereins: www.gt-musikverein.de. (kh)
DATUM
22.11.2022
ORT
Stadthalle Gütersloh
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LEITUNG
Thomas Berning
AUFFÜHRENDE
Chor Städt. Musikverein Gütersloh
Nordwestdeutsche Philharmonie
SOLISTEN
Sopran: Annabelle Pichler
Bass: Martin-Jan Nijho
Orgel: Anastasiia Yurchenko