Über 150 Jahre Städt. Musikverein Gütersloh
Zu den bedeutendsten und ältesten, auch weit über die Grenzen der Stadt Gütersloh hinaus wirkenden und anerkannt beachteten Kulturvereinigungen gehört der Städt. Musikverein, der, vor über 150 Jahren gegründet, fraglos zu jenen Chören gehört, dessen lebendige Gegenwart die langjährige Geschichte ruhmvoll überstrahlt.
Er entstand also in jener Zeit, die – als Biedermeier bezeichnet - wegen ihrer bescheidenen Behäbigkeit und gemütvollen Unbefangenheit oftmals belächelt wurde. Sie war geprägt von der Pflege schwärmerischer Freundschaften mit sonntäglichen Einladungen zum gemeinsamen Mahl und regelmäßigen Zusammenkünften mit literarischen und musikalischen Vorträgen. Aus diesen Begegnungen entstanden allerorten Laienspielgruppen und die ersten Gesangvereine, die Liedertafeln und Männerchöre. So auch um 1857 – eine Gründungsurkunde ist nicht vorhanden – in Gütersloh, wo der Chor entstand, der sich 1866 den Namen »Gütersloher Gesangverein« zulegte, und, nachdem er sich seit 1890 schlicht »Gütersloher Musikverein« nannte, 1936 nicht zuletzt wegen seiner auch damals schon anerkannten kulturellen Leistungen für die Stadt den Namen »Städtischer Musikverein Gütersloh« erhielt. Das Repertoire von Oratorienchören unterliegt einer gewissen Selbstbeschränkung und zeigt eine Vorliebe für Kompositionen der klassischen und romantischen Zeit.
Das erklärt sich nicht zuletzt aus der Mitgliederstruktur von Laienchören, die mangels ausgeprägter sängerischer Vorbildung einfach schwierige Partituren nicht erarbeiten können.
Der Chor des Städt. Musikvereins hingegen führte schon immer neben den bekannten und beim Publikum beliebten Standardwerken auch solche aus jüngerer Zeit auf, wie auch solche aus älterer, die selten zu hören sind. So erfolgte bereits 1889 und 1890 die Aufführung des Brahmsschen »Ein deutsches Requiem«, zu einer Zeit also, als der Schöpfer noch lebte und als Komponist nicht ganz unumstritten war.